Blutrosen by Feth Monika

Blutrosen by Feth Monika

Autor:Feth, Monika [Feth, Monika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2017-04-03T12:09:57+00:00


18

Schmuddelbuch, Montag, 9. Mai, acht Uhr

Um sieben (!) Uhr hat uns ein Anruf meiner Mutter aus dem Schlaf gerissen.

»Du lebst mit einem Mann zusammen?«

»Wir leben nicht zusammen, Mama. Ich hab nur kurzzeitig meine Wohnung verliehen.«

»Verliehen.«

»Genau.«

»Und bist zu deinem … wie nennt man das, wenn man mit einem Mann zusammen ist, der so alt ist wie der eigene Vater? Also zu dem bist du gezogen?«

»Freund nennt man das, Mama. Und er ist nur ein paar Jährchen älter als ich. Nicht der Rede wert.«

»Nicht der Rede wert? Er ist über dreißig, oder?«

»Yep.«

»Du brauchst gar keine Witze zu machen.«

»Mach ich nicht.«

»Was will der von dir?«

»Hast du dich das bei Papa damals auch gefragt?«

»Ich bin ein Jahr älter als Papa.«

»Wow! Das ist ja sensationell!«

»Lenk nicht ab, Krabbe!«

Dass sie mich unwillkürlich mit einem meiner Kosenamen ansprach, beruhigte mich. Ich hatte sie schon in den nächsten Flieger steigen sehen, um nach Köln zu kommen und mich zu retten. Vor was auch immer.

»Was willst du dir damit beweisen, Kind? Dass du über die Trennung von Calypso hinweg bist? Hast du deshalb den erstbesten …«

»Vorsicht, Mama!«

»Ich habe den Namen Ingo … wie heißt er doch gleich?«

»Ingo Pangold.«

»Danke. Ich habe den Namen Ingo Pangold vorher nie gehört.«

»Wir kennen uns aber schon eine ganze Weile. Wir sind Kollegen.«

Wieso konnte Björn nicht den Mund halten? Wieso hatte er offenbar alles ausgeplaudert?

»Er ist zu alt für dich, Romy! Er ist ein Mann!«

»Würde eine Frau dich glücklicher machen?«

»Dreh mir nicht das Wort im Mund herum. Du musst doch sehen, dass ein junges Mädchen …«

»Mädchen?«

»Es hat keinen Sinn. Wir können einfach nicht miteinander reden. Wann hat das aufgehört, Romy, dass wir miteinander reden konnten?«

»Irgendwann in der Kindheit, als ich nur Björn hatte und er nur mich? Oder als ihr euch die Finca auf Mallorca gekauft habt und ausgewandert seid?«

An ihrem Schweigen hörte ich, wie verletzt sie war.

»Tut mir leid, Mama. Es ist doch alles gut, so wie es ist. Jeder von uns hat sein eigenes Leben und das hat immer prima funktioniert. Ich weiß genau, was ich tue.«

Weiß ich nicht, dachte ich. Ingo verdreht mir den Kopf. Er überschüttet mich mit Liebe und ist so wunderbar anders, als ich gedacht habe, dass ich mir ein Leben ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen kann.

»Ich mache mir Sorgen um dich, Kind.«

»Versteh ich, Mama, und das ist auch ganz lieb von dir. Du musst dir aber keine Sorgen machen. Ich bin ein großes Mädchen.«

»Eine große junge Frau.«

»Richtig. Und es gibt viele Menschen, die auf mich aufpassen. Tonja, Helen, Greg und, nicht zu vergessen, meine Plaudertasche von Bruder. Und Ingo. Er liebt mich nämlich, Mama, und er würde mir niemals wehtun.«

Diesmal war ihr Schweigen anders. Es dauerte auch länger.

»Wenn du mich brauchst …«

»Melde ich mich, Mama. Versprochen.«

»Jederzeit.«

»Rund um die Uhr.«

»Bestell deinem … Freund Grüße. Unbekannterweise. Und sag ihm, dass er dich gut behandeln soll. Tut er das nicht, werden wir ihn …«

»Zum Frühstück verspeisen?«

»Aber so was von!«

Wir konnten wieder lachen und über andere Dinge reden. Als wir das Gespräch beendet hatten, war ich froh, dass es raus war.



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